HabiZu: Handwerk bietet Zukunft, auch im Westerwald

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Westernohe, 30.11.2021. Knapp einen Monat ist es her, dass Emir Jasarevic als Elektroniker bei der Zoth GmbH & Co. KG angefangen hat. Emir ist 23 Jahre alt und von Bosnien nach Deutschland gekommen. Ermöglicht wurde das durch das Pilotprojekt Handwerk bietet Zukunft (HabiZu), bei dem sich die Agentur für Arbeit in Montabaur und die Handwerkskammer (HwK) Koblenz engagieren.

Um einen Arbeitsplatz mit langfristiger Perspektive zu finden, hat Emir schon in Bosnien Deutsch gelernt. Nachdem er eine Sprachprüfung abgelegt hatte, überzeugte er zusätzlich in einem Bewerbungsgespräch. Und dann ging es los – von Bosnien in den Westerwald. Jetzt sitzt Emir in seinem neuen Zoth-Blaumann am Konferenztisch der Zoth GmbH & Zoth KG in Westernohe und stellt sich in beeindruckend gutem Deutsch seinem neuen Team vor: „In Bosnien habe ich eine elektrotechnische Fachmittelschule besucht mit Schwerpunkt Telekommunikation. Ich möchte weiter lernen und neue Techniken und Maschinen kennen lernen.“

Jetzt, am Anfang, wird es für Emir vor allem darum gehen, seine praktischen Fähigkeiten zu erweitern. Anders als bei der dualen Ausbildung in Deutschland liegt der Fokus in Bosnien primär auf der Vermittlung theoretischer Kenntnisse. Die wichtigsten Handgriffe für die Arbeit beim Kunden erlernt Emir jetzt in der unternehmenseigenen Lehrwerkstatt. Hier baut er Schaltungen auf Übungsplatten und macht sich mit den deutschen Namen einzelner Bauteile vertraut. Dabei behilft er sich, wenn nötig, mit einem Übersetzungsprogramm auf seinem Smartphone.

Emir will lernen. Er möchte endlich mit rausfahren, möchte bei den Kunden vor Ort mitarbeiten. Die Geschäftsführung freut sich über den engagierten jungen Mann „Im Handwerk ist der Fachkräftemangel die größte Herausforderung der Zukunft,“ sagt Wolfgang Zoth (techn. Geschäftsführer). „Unser Unternehmen braucht qualifizierte Fachleute aus dem Ausland. Davon gibt es zu Wenige. Das werden wir besonders dann merken, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen.“

„Weil das Überschreiten von Ländergrenzen durch bürokratische Hürden erschwert wird, brauchen wir Projekte wie Handwerk bietet Zukunft, die uns den Zugang zu qualifiziertem Fachpersonal im Ausland erleichtern,“ betont Martina Zoth-Opolka (kaufm. Geschäftsleitung). HabiZu ist ein vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördertes Pilotprojekt, das der Zentralverband des Deutschen Handwerks, die Bundesagentur für Arbeit und die sequa GmbH gemeinsam mit der Arbeitsverwaltung von Bosnien und Herzegowina umsetzen. Unterstützt wird das Projekt außerdem vom Fachverband Elektro- und Informationstechnik in Hessen und Rheinland-Pfalz. Die HwK Koblenz ist einer von bundesweit drei regionalen Partnern und Montabaur übernimmt für die Arbeitsagenturen im Kammerbezirk die Koordination. Ziel des Projektes ist vor allem die Vermittlung von Elektroniker*innen. „Wir als Unternehmen haben bei diesem Projekt von der Auswahl eines geeigneten Bewerbers und von der Unterstützung bei dem bürokratischen Mehraufwand profitiert. Die Einschätzung von Berufsabschlüssen, Anerkennungs- und Qualifizierungsverfahren, die Organisation von Sprachkursen und auch die Zulassung zum Arbeitsmarkt, all das wurde uns deutlich erleichtert. Wir übernehmen jetzt die Anpassungsqualifizierung, helfen bei der Wohnungssuche und wo es sonst geht,“ erklärt Martina Zoth-Opolka.

Die Geschäftsführung der Zoth GmbH & Co. KG ist sich einig: „Wir brauchen Zuwanderung!“
Projekte wie HabiZu tragen zur langfristigen Existenzsicherung von Unternehmen bei. Die wiederum bieten jungen Menschen Chancen, die sie in ihrem Herkunftsland nicht haben. Eine Win-Win-Situation, für die ein vereinfachtes Zuwanderungsgesetz die Weichen stellt und die für die Zukunft des Handwerks maßgeblich ist.